Die Geschichte Frohnhausens

Die Geschichte Frohnhausens ist unweigerlich mit der Geschichte des Netpherlandes  verbunden.  Die nachfolgenden Aufzeichnungen sind dem Buch "Die Geschichte des Netpherlandes" entnommen.

Zum Zeitpunkt der ersturkundlichen Erwähnung Frohnhausens im Jahre 1344 war diese Ortschaft bereits seit vielen hundert Jahren besiedelt. Aufgund der eingehenden Bodenforschung ist bekannt, daß die Dauerbesiedlung des Siegerlandes um 500 v. Chr. begonnen hat.. Was mag die Menschen in jener Zeit in das unwirkliche Land gelockt und sie festgehalten haben?
Das Land bot ihnen nur spärlichen, nur wenig ertragreichen Ackerboden, denn dichter Laubwald bedeckte Berge und Hänge. Nur die hohen, schmalen und steinigen Randwasserscheiden werden einen lockeren Baumgestand getragen haben. Die Täler waren versumpft und mit Auenwald (Erlen, Weiden und Eichen) ausgefüllt, so daß dort nur in der trockenen Jahreszeit eine dürftige Grasnutzung möglich war.

Es wird das damals neue, wertvolle und begehrte Metall, das Eisen, gewesen sein, das diese Menschen gesucht haben und dessen reiches Vorkommen sie zum Bleiben in dem siedlungsfeindlichen Berg- und Waldland veranlaßt hat. Sie waren natürlich nur im Nebenberuf Hüttenleute; Viehzucht, wobei ihnen vor allem der Wald als Weide diente, und kümmerlicher Ackerbau bildeten ihre Hauptbeschäftigung und ihre Ernährungsgrundlage. Die Spartenforschung hat an vielen Stellen des mittleren, westlichen und südlichen Siegerlandes ihre Hinterlassenschaft entdeckt.

Ein Vorkommen größerer Mengen latenezeitlicher Eisenschlacken, die vielleicht schon in den jüngsten Abschnitt 200 - 0 v. Chr. gehören, ist 1953 durch Zufall bekannt geworden. Die Schlacken, die auf eine größere Eisenverhüttungsanlage hinweisen, wurden bereits 1926 beim Roden der Flur "Altes Feld" auf der rechten Seite des Mühlbachtales nordwestlich des Burggrabens entdeckt, aber nicht beachtet; ebensowenig wie die zweifellos dort vorhanden gewesenen Topfscherben. Sie zeigen schon, daß das Netpherland in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten alles andere als menschenleer war.

Hunderte von Eisenschmelzstätten, einige Wohnplätze, eiserne Geräte und zahlreiche Topfscherben, letztere ermöglichen einerseits die Zeit der Einwanderung und ersten Niederlassung, andererseits die Herkunft und Volkszugehörigkeit dieser ältesten siegerländer Eisenhüttenleute und Köhler zu bestimmen.

Die Eingliederung in das Frankenreich und die Einführung des Christentums sind nicht die einzigen großen Ereignisse während der dunklen Jahrhunderte in der Geschichte des Netpherlandes. in jener Zeit hat sich auch das heutige Siedlungsbild entwickelt. Alle Orte, deren Namen mit -darf, -hausen, -inghausen gebildet sind, sowie die Mehrzahl der mit -bach benannten Orte entstanden in jener Zeit.
Frohnhausen dürfte demnach in der Zeit zwischen 500 und 900 n. Chr. als Siedlungsstätte entstanden sein. Mit einer der ersten Siedlungen im Netpherland darf man wegen, der vielen latenezeitlichen Schlacken am sonnigen, windgeschützten Hang des oberen Mühlbachtals (Gemarkung Niedernetphen) vermuten. Auch die Flurnamen "Altes Feld" und "Alte Wiese" (Gemarkung Frohnhausen) sowie spätlatenezeitliche Scherben im Raum des naheliegenden Burggrabens reizen zu dieser Annahme .

Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß die ersten bäuerlichen Dauersiedlungen eine für ihre Zwecke vorteilhafte Stelle ausgesucht und sich eine weite Gemarkungsfläche mit großer Wiesenflur und gutem Ackerboden gesichert haben. Jüngere Gründungen mußten dagegen im allgemeinen mit schlechter Lage und kleinerer, ungünstigerer Flur vorlieb nehmen. Dabei ist jedoch zu beachten, daß die Gemarkungen in der Frühzeit, als noch reichlich Boden zur Verfügung stand, keine festen Grenzen hatten; endgültige Scheidungslinien haben sich erst im Laufe des Mittelalters gebildet, als viele neue Dörfer entstanden und damit die Sachfrage nach Weide und Holz stark stieg.

In dieser Frühzeit gab es im Siegerland ebenso wie im ganzen westdeutschen Mittelgebirge wohl fast ausschließlich Höhensiedlungen; doch muß man dieses Wort recht verstehen. Es sind damit keine Wohnplätze auf windigen, wasserarmen Hochflächen oder Wasserscheiden gemeint, sondern den rauhen Winden abgekehrte und an der Sonne zugewandte Stellen seitwärts der Bergkämme, wenn möglich in breiteren Quellmulden mit fließendem Wasser und meist tiefgründigem Boden, den der Regen von den nahen Höhen herunter geschwemmt hat.

Um die für manchen Leser seltsame Lage der Höhensiedlungen recht zu verstehen, muß man sich über eine Tatsache klar sein: Die Ernährungsgrundlage für den früh geschichtlichen Menschen des deutschen Mittelgebirges und auch des regenreichen Netpherlandes war neben spärlichem Ackerbau vor allem die Viehzucht. Die Futterversorgung erfolgte fast auschließlich durch Weide auf waldarmen Boden und Hude in den weiten Buchen- und Eichenwäldern, die statt der neuzeitlichen Fichte Höhen und Hänge bedeckten. Das Wohnhaus des frühgeschichtlichen Siegerländers stand meist auf engem Raum, vielleicht umgeben von einer kleinen Hauswiese in der Nähe einer Quelle und etwas Ackerland; weitere Felder hatte er sich auf dem durch lange Viehhude baum- und strauchfrei gewordenen Waldboden angelegt. Für die Bewohner des Nelpherlandes vor 2000 Jahren war der Wald nicht in erster Linie Holzacker, sondern er lieferte ihm und seinem Vieh Nahrung und Futter. Ohne Übertreibung wird man sagen können, daß sie Waldbauem waren. Was viele ihrer Nachkommen, wenn auch in gemindertem Maße, bis in unsere Tage geblieben sind; denn die Haubergswirtschaft auch in ihrer seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts streng geregelten Betriebsweise, ist nichts anderes als die natürliche Weiterentwicklung der früh geschichtlichen vielseitigen Waldnutzung. Die Siedlungen in jener Zeit waren Einzelhöfe oder kleine Weiler, die gleich Inseln im weiten Wald verstreut lagen.

Auch die Gestalt der Gemeindeflur und ihre Lage zu den Nachbargemeinden kann für die zeitliche Einweisung aufschlußreich sein. Es ist dabei zu prüfen, ob sie natürliche Grenzen hat, meist kleine Wasserscheiden, was wahrscheinlich auf höheres Alter schließen läßt. Jüngere Grenzen laufen vielfach ohne Rücksicht auf natürliche Scheiden; oft sind sie merkwürdig gradlinig oder aber sehr ineinander verzahnt und haben seltsam anmutende Ausbuchtungen. Auffällig ist z. B. der schmale, lange Streifen der Niedernetpher Gemarkung, der sich weit nach Norden über den Burggraben bis zum Homerig hinzieht und die südliche Grenzführung der westlich dieses Streifens liegenden Gemarkung Frohnhausen, die sich mit einer merkwürdigen Ausbuchtung in das niedernetpher Gebiet hineinschiebt. Zur Erklärung dieses eigenartigen Grenzverlaufes gibt es, wie es scheint, eine naheliegende Möglichkeit. Der Ortsname Frohnhausen enthält das alte Wort "froh" im Sinne von "herr" (vgl. Frohndienst, Fronleichnam) und sagt, daß das Dorf entweder von einem adeligen Herrn auf dessen Grund und Boden gegründet worden ist oder ihm aber zum größten Teil gehört hat. 1566 besaß das Kloster Keppel dort 2 größere Höfe, die ihm zweifellos von jenem adeligen Grundherrn, vermutlich einem Herrn von Hainchen, dem Stifter des Klosters, geschenkt worden sind. Nach dem Keppelschen Lagerbuch von 1713 gehörten dem Kloster sämtliche im Süden und Osten an die niedernetpher Gemarkung anstoßenden Flure. Diese werden bei oder nach der Gründung des Dorfes dessen Bewohnern zu Lehen gegeben worden sein; sie schieden damit aus der viel älteren Gemarkung Niedernetphen aus und wurden zur neuen Gemarkung Frohnhausen gerechnet. Der lange, schmale Nordstreifen wäre dann der Rest des nördlichen Teils der Gemarkung Niedernetphen. Unter grundherrlichem Einfluß scheint also hier im Mittelalter eine Verlegung der Grenze zugunsten einer Neugründung erfolgt zu sein.

Die freie wirtschaftliche Entwicklung des Netpherlandes ist stark beeinflußt, z. T. auch gehindert worden, durch umfangreichen nicht bäuerlichen zusammenhängenden oder verstreut liegenden Grundbesitz. Die Eigentümer, die man gemeinhin Grundherren nennt, waren der Landesherr, der Adel und die Kirchen einschl. Kloster Keppel. Sie bewirtschafteten in der Regel einen großen Teil ihres Besitzes nicht selbst, sondern verpachteten oder verleimten ihn an Kleinbauern. Deren Gegenleistungen waren dingliche Abgaben (Naturalien, Pachtgeld) oder persönliche Dienste (Frohn-, Spann- und Handienst}. Durch Übergriffe der Grundherren oder Verarmung der Belehnten entwickelte sich vielfach ein enges persönliches Abhängigkeitsverhältnis. Das konnte dazu führen, daß der Grundherr die Arbeitskraft des Belehnten ganz oder zum großen Teil für sich in Anspruch nahm - dieser also seine persönliche Freiheit verlor und seine Arbeitskraft dem Grundherrn gehörte. Diesen Zustand der persönlichen Abhängigkeit nennt man Hörigkeit und die so abhängig gewordenen Personen Hörige. In volkstümlichen Darstellungen wird stattdessen oft der Ausdruck "Leibeigene " gebraucht und damit der irrige Eindruck hervorgerufen, als ob die Hörigen auch mit ihrem Leib Eigentum des Grundherrn geworden wären und dieser über sie wie über eine Sache hätte verfügen können. Tatsächlich hat es den Stand des Leibeigenen im Siegerland nicht gegeben. Dagegen hat eine mehr oder weniger eingeschränkte Hörigkeil bis zum Anfang des 19. Jhds.  bestanden.

Einen vielseitigen Einblick in die Lebens- und Wirtschaftsverhältnisse des Netpherlandes in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts gibt die Schatzungsliste von 1566. Sie bringt die Namen der Steuerpflichtigen des Dorfes mit Ausnahme von Hainchen, wo die Abgaben dem Herrn von Bicken zuflossen. Nach Berechnungen aus diesen Angaben wird man für das Netpherland eine Bevölkerung von rd. 3500 Personen annehmen dürfen. Die Schätzung betrug ohne Hainchen 1285 Gulden, für jeden der 609 selbständigen Steuerpflichtigen, also im Durchschnitt 2,11 Gulden. Berücksichtigt man, daß außerdem 95 mit ganz geringen Steuerbeträgen vorhanden und einige wenige Bewohner steuerfrei waren, so ermäßigt sich der Durchschnittsteuersatz auf etwa 2 Gulden, das ist der damalige Wert einer halben Kuh. Von den 571 Häusern der Schatzungsliste sind 8 auf den größeren Pachthöfen in Buchen, Frohnhausen, Herzhausen, Sohlbach und Unglinghausen ohne Wertangabe. Die übrigen 563 sind zu 14.704 Gulden veranschlagt; also ergibt sich ein Durchschnittswert von 26,1 Gulden. Für Frohnhausen wird hier ein Wert von 19,4 Gulden angegeben, aber nur, weil die Wertangaben der drei Keppelschen Hofhäuser fehlen.

Die verheerenden Folgen der Pest und des 30jähr. Krieges, die unruhigen Zeiten der Religionskämpfe hatten auch das seelische Gefüge der Menschen im Netpherland erheblich gestört.

1789 war in Paris die Revolution ausgebrochen; ihre umstürzenden Ideen fanden bald den Weg zum Rhein und über den Strom, aber keinen Eingang im Siegerland.  Hier dachte man oranisch und verspräche sich keine Verbesserung durch Einführung der westlichen Neuerungen. Eine schnelle Änderung der Verhältnisse brachte jedoch die Eroberungspolitik Napoleons I. Als angeblicher Vollstrecker der Franz. Revolution hatte er es verstanden, deren Freiheitsideen mit dem jahrhundertealten Bestreben der französischen Könige auf Zerstörung des deutschen Kaiserreiches und Erringung der Vorherrschaft Frankreichs in Europa zu verbinden. Der einzige westdeutsche Fürst, der den Beitritt zum Rheinbund ablehnte, war der Prinz von Oranien, allerdings nicht aus besonderer Reichstreue, sondern weil die Franzosen bereits 1795 die vereinigte Niederlande besetzt und ihn seiner Erbstatthalterschaft entsetzt hatten.

Napoleons Antwort auf seine Weigerung, dem Rheinbund beizutreten war: Das Haus Uranien hatte aufgehört zu regieren. Das Siegerland und mit ihm die oranischen Gebiete Dillenburg und Hadamar wurden dem neugegründeten Großherzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf zugeteilt und eine Verwaltung nach französischem Muster eingerichtet. Das Departement (Provinz) Sieg mit dem Regierungssitz Dillenburg gliederte sich in die zwei Arrondisements (Regierungsbezirke) Dillenburg und Siegen. Zu letzterem gehörten neben den 4 bergischen Kantonen (Kreise) Gummersbach, Waldbröl, Homburg, Eitorf die Kantone Siegen und Netphen; letztere zerfiel in die Mairen (Landbürgermeistereien) Hilchenbach. Ferndorf, Netphen und Irmgarteichen.

Die Bewohner des Netpherlandes genossen jetzt auch den zweifelhaften Vorzug, zum Ruhm des Kaisern in Spanien oder Rußland den Heldentod sterben zu dürfen.

Ein vollständiges Verzeichnis der im Dienst des Korsen gefallenen Soldaten aus dem Netpherland scheint nicht vorhanden zu sein. Eine Bekanntmachung der Regierung in Arnsberg vom 20.06.1820 erwähnt u. a. auch den Namen Johannes Pithan, Frohnhausen.
Schneller, als manche gedacht, kam das Ende der Fremdherrschaft. Zwei Wochen nach der Völkerschlacht bei Leipzig. 16-19.10.1813, erschienen als erste Freiheitsboten Kosaken im Siegerland. Das Großherzogtum Berg wurde aufgelöst; der Prinz von Oranien nahm wieder Besitz von seinen Stammlanden und trat dem Bund gegen Napoleon bei. Ungefähr 550 Siegerländer haben an der letzten entscheidenden Schlacht bei Waterloo am 18.06.1815 teilgenommen. Hierunter war auch ein Heinrich Stein aus Frohnhausen.